Dominica

Der Karneval geht weiter

Posted by andy on Thursday, March 14, 2024

13. bis 16. Februar

Dominica, die Insel deren Name darauf hinweist, dass ein Spanier sie an einem Sonntag “entdeckt” hat, hat nicht nur die bisher schönste Flagge, sie hat auch sonst allerhand zu bieten. Nach dem langen Aufenthalt in “Frankreich” wartet wieder eine rauere, buntere und weniger touristische Karibikinsel auf uns. Die Überfahrt von Martinique hat wie üblich ein, zwei Squalls für uns parat, es geht aber dafür ganz flott dahin. Wir ankern vor der Hauptstadt Roseau, um erstmal einzuklarieren. Christoph, der lockere Solo Segler auf seiner Moody 30 hat bereits einen guten Ankerspot ausgekundschaftet. Wir ankern neben den Specht und gemeinsam tuckern wir in einen winzigen abenteuerlichen Fischerhafen, den er bereits zum Dinghy Dock erkoren hat. Wir müssen beide noch einklarieren, da Christoph am Vortag kein Glück hatte. Es ist immer noch Karneval und das Immigration Office war gestern geschlossen.

Heute ist das nicht anders. Wir schlendern so rum, während langsam der Karnevalsumzug in Fahrt kommt. Eine Gruppe von Polizisten bitten wir um Auskunft, wo wir denn einklarieren sollen. Eine kurze Beratung der Kollegen und Kolleginnen später meinte einer schulterzuckend: “Enjoy the Carnival!” Was wir auch taten. Schon die Dichte an Bars in der Gegend deutet an, dass hier gerne gefeiert wird. Die Umzugswägen setzen da noc einen drauf. Boxentürme auf allen Seiten, ein Wummern, dass einem die Wampe flattert, und federbeschmückte Tänzerinnen und Tänzer. Jede Abordnung mit ihrem eigenen Barwagen, der ihre Leute mit Drinks versorgt. Die singende und tanzende Pensionistenabteilung in Batik-T-Shirts und der Livemusikwagen mit einer Mad-Max-esquen E-Gitarren bewehrten Kühlerfigur und antillenkreolischem Vollgas Partysound sind unsere Highlights. So soll es noch bis spät in die Nacht dahingehen, wie wir von unserem Ankerplatz noch hören werden. Am nächsten Morgen starten wir noch einen zweiten Versuch einzuklarieren. Da das Internet im Immigration Office ausgefallen ist, müssen wir die Formulare mit Durchschlagspapier händisch ausfüllen. Die gestrenge Zöllnerin zückt dann den Rotstift und streicht alle Fehler und Auslassungen an. Woodpecker und Firefly bekommen gerade noch so einen 4er und dürfen einreisen.

Weiter geht es nach Portsmouth, einer Stadt im Nordwesten der Insel. Auch hier ist die Front von Anfang Februar durchgezogen und hat Boote aufs Land geworfen. Dort treffen wir wieder auf die Segelyacht Mamita, eine schwedische Familie, die auf ihrer Oyster Ketch am Weg ist. Wir haben sie in St. Anne auf Martinique kennengelernt. Die Mamita hat bereits beim Boat Boy “Elvis” eine Inseltour gebucht, an die wir uns anhängen können. Im Minivan geht es quer über die Insel. Zum “Fresh Water Lake”, einem Stausee, dem Titou Gorge, einem Wasserfall in einer schmalen kleinen Klamm, in die man reinschwimmen kann, und zu den Trafalgar Falls, beeindruckende Wasserfälle in idyllischer Natur. Wirklich eine wunderschöne Insel mit ausnehmend freundlichen Bewohnern. Dominica wird ja von Seglern immer noch oft gemieden, da sie sich durch übereifrige Boat Boys und einer üblen Sicherheitslage einen schlechten Ruf erarbeitet hat. Davon können wir überhaupt nichts mehr spüren. Die Boat Boys von Portsmouth arbeiten jetzt organisiert als PAYS zusammen und teilen sich die Kundschaft untereinander auf. Das scheint auch ganz gut zu funktionieren. Auch wenn wir auf Dominica diesmal nicht viel Zeit verbracht haben, auf diese Insel möchten wir auf jeden Fall wieder einmal zurückkommen.

In die zwei Rubriken “Was nicht alles schiefgehen kann” und “Wieder mal Schwein gehabt” fällt folgende Episode in Portsmouth: Ohne dass wir es bemerken, entscheidet sich Firefly plötzlich von selbst den Anker zu heben. Einzig der Ankerkralle, eine Art Haken, die in die Kette gehängt wird und mit zwei Tauen an den Klampen eine Zugentlastung für die Ankerwinch herstellt, ist es zu verdanken, dass unsere Firefly nicht einfach so aus der Bucht zu treiben beginnt. In den Fußtaster, mit dem wir den Anker heben, ist Wasser eingedrungen, was wohl genau zu diesem Zeitpunkt einen Kontakt hergestellt hat. Die Winch hat dann die Kette soweit eingezogen, bis die Ankerkralle sich im Ankerbeschlag verkeilt hat. Dadurch ist dann die 160A Streifensicherung durchgebrannt, was ein größeres Malheur verhindet hat. Der einfache Fix dafür ist, den defekten Schalter abzuklemmen und die Sicherung zu tauschen. Leider hat jemand vergessen, Ersatzsicherungen einzupacken. Zur Strafe darf ich ab jetzt den Anker mitsamt 10mm starker Kette von Hand raufkurbeln.