Ça va?

Karneval

Posted by andy on Wednesday, March 13, 2024

19. Jänner bis 13. Februar

Gleich am ersten Tag verlieren wir hier fast unser Boot. Also nicht im Sinne eines Totalverlusts, wir finden die Firefly nur fast nicht mehr. Nach dem ersten Landausflug zu einem Treffen der hier versammelten “Kinderboote” reicht ein leerer Handyakku und die abendliche Dunkelheit, dass wir doch ein paar Meter mehr als notwendig in unserem Beiboot machen müssen. Nach einer nervenaufreibenden Suche erkennen wir ein paar auffällige Boote wieder, die wir in unserer Nähe vor Anker gesehen haben und finden so unsere Firefly dann doch wieder. Echt ein gewaltiges Ankerfeld hier. Wir verlegen nach ein paar Tagen vor Anker die Firefly in die rappelvolle Marina von Le Marin. Dort liegen wir am äußersten Ende des äußersten Stegs, schon fast in den Mangroven und kosten die hervorragenden Möglichkeiten aus, die es hier zum Verproviantieren gibt. Als Teil von Frankreich und der EU (ohne Schengen) findet man hier französische Supermarktketten mit vollen Regalen, wie man es auch zu Hause gewöhnt ist. Ein krasser Gegensatz zu den Grenadinen. Aber was Teil von Frankreich ist, muss wohl auch ein volles Wein und Käseregal bieten. Dafür, dass hier alles aus dem Hexagon angekarrt werden muss, sind die Preise erstaunlich moderat. Nach den Grenadinen fühlt es sich hier schon fast ein bisschen europäisch an. Irgendwie ein bisschen Karibik light. Die beiden Skipperinnen übernehmen nun die Firefly und füllen den Kühlschrank mit Käse, während der Skipper den Heimflug in den kalten europäischen Winter antreten muss.

Sehr zur Freude der Commandantessa piccola beweisen Oma und Opa ihren Abenteuergeist und setzen sich ziemlich spontan in einen Flieger Richtung Karibik. Crewwechsel sozusagen. Das Timing zum Besuch von Martinique ist natürlich perfekt. Es ist gerade die Hochzeit des Karneval angesagt. Laut, verrückt und bunt geht es zu bis spät in die Nacht. Das Getrommel und die als Blasinstrumente verwendeten Conchshells erinnern manch Anwesende an die Guggamusig, die in Vorarlberg im Fasching üblich ist. Ghöriger Fasching also auch in der Karibik.

Das Programm ist dicht. Große Friedhöfe mit beeindruckenden gemauerten Grabhäusern, schöne Strände, der botanische Garten, Museen und kleine Wanderungen sind angesagt. Die Insel ist schon fast fertig erkundet, als ein leicht angefrorener Andy wieder zur Crew stößt. Ein kleines Highlight der Insel darf er dafür aber auch miterleben. Den “Ça Va”. Beim Besuch des Zoos von Martinique freuten wir uns über den Anblick eines Papageis, der es sich fröhlich auf der Schulter einer Besucherin gemütlich gemacht hat und sie immer wieder krächzend nach ihrem Befinden fragte: “Ça va?”. Erst waren wir etwas neidisch auf diese liebevolle Mensch-Tier Interaktion bis sich herausstellte, dass der Vogel wohl schon einige Zeit auf ihrer Schulter saß und sie ihn eigentlich gerne loswerden wollte. “Ça va?”. Nach einiger Zeit wurden dann Tierpfleger hinzugezogen, die den Klamaukvogel überreden wollten, die bequeme Schulter zu verlassen. Mit mäßigem Erfolg. Irgendwann mussten wir leider weiterziehen. Aus der Voliere schallte uns ein krächzendes “Ça va?” hinterher.

Die Vorarlberger Crew musste dann auch wieder die Karibik gegen die Kälte eintauschen. Wir feiern sie für ihre Spontaneität und den Mut zum Abenteuer. Über angebliche Komplizenschaften beim Ankerklau und zur Sicherheit abgezwickte Sicherungssplinte wird das Mäntelchen des Schweigens ausgebreitet.

Einmal noch müssen wir den eh schon langen Aufenthalt in Le Marin verlängern. Eine unangenehm aussehende Kaltfront ist vorhergesagt. Eine gute Entscheidung. Wir erfahren von einigen Booten mit großen Problemen. An diesem Tag landen auch etliche Boote, die nicht auf einen grobe Welle aus Westen vorbereitet waren auf den Felsen. Dann endlich können wir weiterziehen.

In Fort de France, der Hauptstadt von Martinique, finden wir leider im Ankerfeld keinen Platz mehr, ankern um die Ecke bei Schoelcher und verpassen damit den großen Karnevalsumzug. In St. Pierre machen wir den letzten Stopp auf Martinique. Dieser Ort wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von einem Vulkanausbruch komplett ausgelöscht. Ein etwas kurioses Museum bietet dazu ein Sammelsurium an geschmolzenen und vulkangeäscherten Alltagsgegenständen wie Bierflaschen, Werkzeuge und Mahlzeiten. Das Hauptausstellungsstück ist die geschmolzene Kirchturmglocke. St. Pierre zeigt uns dann noch ein letztes Mal, wie der Karneval hier gefeiert wird. Das Highlight: Fehlzündungen aus Monsterauspuffen. Ça va? Ça va!