Alles Roger in Jolly Harbour

Ein- und Ausklarieren für Fortgeschrittene

Posted by andy on Friday, March 22, 2024

20. bis 27. Februar

Auf Antigua angekommen, folgen wir der Betonnung, die wie überall hier natürlich “verkehrt herum” gefärbt ist, in den Hafen von Jolly Harbour. Dort haben wir einen Liegeplatz reserviert, da wir hier ein Motorservice erledigen wollen und eventuell auch einen neuen Fußtaster und den nun fehlenden O-Ring der Ankerwinch besorgen wollen. Auf Nachfrage erklärt uns der Dockmaster der Marina, dass wir erst einlaufen dürfen, nachdem wir vollständig einklariert sind. Alle Daten haben wir ja bereits wie auch auf den vorigen Inseln im Onlineportal SailClear eingetragen. Sollte also hoffentlich nicht lange dauern. Der Anleger vom Zoll ist mit Beibooten voll belegt, wir dürfen Firefly also kurz im Superyachtdock festmachen. Super ist sie eh. Der Prozess ist der harte Kontrast zu den französischen Inseln, wo das ganze Einklarierprozedere an Computern in Cafes, Bootsbedarfsläden oder Marinas selbst erledigt werden kann, ohne je einen Zollbeamten oder eine Polizistin zu sehen. Es warten bereits etliche Skipper vor dem Gebäude. Einer davon will auschecken und erklärt mir, dass er erst morgen losfahren kann, da der Beamte der Port Authority sein Büro nach einem kurzen Internetausfall heute bereits früher verlassen hat. Na bravo.

Vier Stationen sind hier zu erledigen. Erst zum Health Department, wo ein Formular mit Angaben zur Gesundheit der Besatzung und den letzten fünf angelaufenen Häfen ausgefüllt werden muss. Dann zum Customs, wo das SailClear Formular ausgedruckt und gestempelt wird. Schon hier hakt es gleich. Die junge Co-Skipperin ist mit 8 Jahren zu jung, um als Crew angeführt werden zu dürfen. Wir müssen das online auf “Passagier” ändern. Bisher war das noch nie ein Problem. Es stellt sich später heraus, warum das so sein muss. Für Passagiere wird nämlich eine satte Tourismusabgabe einkassiert. Dann gehts mit den Zetteln von vorher zur Immigration. Pässe werden kontrolliert und gestempelt. Dann zur Port Authority. Ähhh ja. Der ist schon heimgegangen. Wir werden unseren Liegeplatz in der Marina also erst am nächsten Tag beziehen können und verholen Firefly an den Zollsteg um hier zu übernachten. Zu unserer Freude liegen dort auch schon Jean-Pierre und Sandrine mit ihrem Boot Nina, die auch beim Ausflug in Dominica dabei waren. Wir machen uns einen schönen Abend und wundern uns am nächsten Morgen nicht, dass der Mann der Port Authority nicht nur als erster geht, sondern auch als letzter kommt.

In der Marina wartet schon die Sahrzad auf uns, Kira und Frieda endlich wieder vereint!

Ein Taucher tauscht uns die Anode vom Saildrive, Motorservice ist auch auch gecheckt. Ein neuer Fußtaster für die Ankerwinch wird gefunden und verbaut. Und dann packt uns der Lackierneid. Nebenan liegt ein Segelboot mit wunderbar gepflegten Holz. Das Cockpit, der Decksaufbau, sogar der gebogene hölzerne (!) Davits glänzt verlockend zu uns herüber. Ein kurzes Gespräch später mit Sunny, dem Tischler, der gerade am Nachbarboot arbeitet, ist klar, dass der Firefly-Verschönerungsverein hier aktiv werden muss. Es wird geschliffen und lackiert und geschliffen und lackiert … am Ende erstrahlen Niedergang und Fußreling der Firefly in nie gekanntem Glanz.

Eines Morgens ist dann im Hafen plötzlich Betrieb. Die Ankunft eines Ruderbootes wird erwartet. Ein Ruderboot, das gerade seine Atlantikquerung hinter sich gebracht hat. Die vier wahnsinnigen Heldinnen und Helden werden mit Empfangskommittee und Dudelsack würdig empfangen. Eine echt unglaubliche Leistung. Ich frage einen der Ruderer am nächsten Tag, ob er das noch einmal machen würde. Er verneint klar und meint, er sucht sich jetzt was mit Motor oder Segel.

Gemeinsam mit der Sahrzad machen wir einen Ausflug mit dem Bus in die Hauptstadt St. John. Die großen Märkte, Fleisch-, Fisch- und Obst und Gemüsemarkt sind schon etwas geleert, aber man kann erahnen, was da am Morgen alles über den Tresen geht. Wir verkosten den lokalen Rum und müssen traurig feststellen, dass das lokale Bier mit dem klingenden Namen Wadadli leider nicht mehr hergestellt wird. Zum Abschluß flanieren wir noch durch das Kreuzfahrtschiff-Terminal und das dazugehörige Shopping-Village. Wie absurd muss die Karibik wirken, wenn man sie per Kreuzfahrtschiff besucht. Überall nur Diamanten und Luxusuhren. Der Skipper verproviantiert sich dann dort noch in einem Duty-Free-Laden und wird beim Zahlen nach dem Schiffsnamen gefragt. “Firefly”. Stirnrunzeln bei der Kassiererin, “Cabin number?”. “One”.