Wir werden von unseren netten Nachbarn in der Marina zu einem Pelinkovac eingeladen. Sie sind gerade auf dem Rückweg von ihrem Trip nach Korfu und erzählen uns über Montenegro und Albanien. Das weckt unsere Neugier ein bisschen.
Die Segelmacher kommen am nächsten Morgen und holen das defekte Tuch runter. Tjaha! Jackpot. Sie erkennen sofort, dass zu dem offensichtlichen Schaden noch ein weiteres Problem besteht. Am Achterliek ist das Segel nämlich ordentlich “verbrannt”. Wir haben ein Rollgroß, was bedeutet, dass das Segel komplett innerhalb vom Mast eingerollt ist. Was es wohl auch die letzten 10 Jahre fast durchgehend war. Das übliche kleine Dreieck schaut da aus dem Mast heraus. An dem hat der Zahn der Zeit bzw. der Sonne genagt und die Nähte soweit geschwächt, dass sie gerissen sind. Entlang des Achterlieks kann man die Arbeit der UV-Strahlen an einer Verfärbung erkennen. Zur Demonstration des Problems reißt der Junge auch gleich mal ein paar neue Löcher ins Segel. Hmmm … darauf erst mal einen Rum!
Dieses Verbrennen des Segels entsteht dadurch, dass die fiese UV-Strahlung sich einen Weg durch die kleine Öffnung bahnt, durch die das Segel in den Mast gezogen wird. Da hat das Großsegel im Gegensatz zur Rollgenua keinen UV-Schutz und das Dakrontuch wird nach und nach zerstört. Der Rest des Segels ist immerhin noch voll in Ordnung.
Ein neues Segel kostet einen Haufen Geld und dauert auch so zwei Monate ab Bestellung. Eine Reparatur muss also her. Bei so einem Refit wird der verbrannte Teil des Segels abgeschnitten und ein neues Achterliek angebracht. Dadurch verliert man in unserem Fall etwa 2m² Segelfläche. Das wird ab jetzt unsere Ausrede sein, wenn uns wieder mal ein anderes Boot überholt.
North Sail macht uns das innerhalb von zwei Tagen, der Preis ist auch vertretbar. Wir machen aus, das reparierte Segel in der Marina Split (näher an Ihrer Werkstätte) zu übernehmen. Gut, dass der Wind am nächsten Tag aus Nordwest bläst. Da können wir uns nur mit der Genua runterschieben lassen. Und geschoben wird dann auch. Nicht nur vom Wind, der mit 6 bis 7 Bft. bläst, sondern auch von den gut 1,5 bis 2m hohen Wellen. Da wir voll im Sommersegler-Modus sind, sehen wir nicht die vielen Meilen, die wir jetzt machen könnten, sondern nur unseren Komfort und steuern daher ziemlich bald wieder eine nette Bucht an und gehen eine Runde schwimmen.
Weiter geht es dann nach Split. Der Altstadt bzw. der Palast des Diokletian ist immer wieder beeindruckend. Ebenso der Preis der Marina. 144 Euro für unsere 11,5m. Der Wochenendtarif ist dann nochmal höher. Gut, es ist Hauptsaison und es ist Split, also nicht jammern sondern genießen. Wir gehen in der Stadt essen und lassen es uns gut gehen. Wir nutzen die Infrastruktur zum Proviantieren, Wäsche waschen und Einkaufen. Mit dem vermutlich nettesten Taxifahrer in ganz Kroatien fahren wir zum größten Schiffszuberhörladen der Stadt … wir bekommen dort auch fast alles, was wir brauchen. Am nächsten Morgen bekommen wir auch das neue alte Segel. Tiptop! Der angebliche Hauptantrieb des Schiffs ist wieder vollständig.
Wie an vielen Orten derzeit brennt es auch in der Nähe von Split. Das ruft die Löschflugzeuge auf den Plan. Der Brand wird schnell unter Kontrolle gebracht.
Im Wissen, dass am nächsten Abend die komplette Charteflotte von Marina Kastela, Split und Co ausreiten wird und ein Großteil davon vermutlich gleich die Westseite von Hvar anvisieren wird, entscheiden wir uns die landseitige Passage Richtung Süden zu nehmen, um vielleicht etwas weniger Zugang in den Ankerbuchten zu haben. Mal sehen, ob der Plan aufgeht.
Erst geht es der Nordseite von Brac entlang bis zur Uvala Luka bei Povlje. Eine schöne, tiefe Bucht mit mehreren Armen. Zwei Restaurants haben dort ihre Bojen ausgebracht, Ankern ist aber ohne weiteres auch möglich. Eines der Restaurants soll hervorragend, teuer und immer ausgebucht sein. Reservierung zwei Tage im vorhinein notwendig. Das erklärt vielleicht auch die Anzahl an dicken Motorbooten und schicken Italienern in ihren Designerbooten. Essen haben wir zum Glück selbst dabei. Es gefällt uns Dreien hier so gut, dass wir gleich noch eine weitere Nacht hier bleiben. Der zweite Tag wird begleitet durch einen permanenten und mit der Zeit immer dissonanter werdenden Gesang begleitet von einer beschwipsten Ziehharmonika. Wir vermuten es handelt sich um slowenische Volksmusik, sind da aber zum Glück auch keine Experten. Unser Respekt für die unglaubliche Ausdauer!
Beim Auslaufen aus der Bucht sehen wir etliche Yachten mit großen Bannern an der Dirk wehen … oha! Party Flottille. “SailWeek Croatia” nennt sich dieses Spektakel. Australische Firma, die jungen Menschen eine Woche Party auf schwimmenden Untersätzen verkauft. Es werden mehr und mehr, die alle eine der Buchten anlaufen. Weit über 30 Yachten drängen sich dort hinein. Beeindruckend, wie die Berufsskipper da die Boote verankern und untereinander vertäuen, damit die Partygäste dann zu live DJs Party feiern können. Sicher lustig, wenn man jung und selbst dabei ist. Katastrophe, wenn man da versehentlich nebenan liegt. Wären wir nicht schon am Weg, würden wir jetzt die Flucht antreten.
Der Wind ist flau und unser neues altes Groß kommt nur aus Prinzip aus seinem Versteck im Mast raus. Langsam tuckern wir in Richtung Hvar, wo wir am Südostende der Insel ankern wollen. Mit Landleinen machen wir in der Bucht fest. Ganz klar zumindest eine 9 auf der Buchtenskala. Tausende Wespen können nicht irren. Die Nacht ist ruhig und sternenklar und der volle Mond leuchtet die Bucht hell aus. So macht ankern Spaß!