Wir segeln über Nacht an Long Island vorbei, eine lange Insel wie der Name vermuten lässt, und biegen dann ein, um unseren ersten Halt in den Exumas zu machen. Die Exumas sind eine lange Inselkette - auf der Westseite der tiefe Atlantik, auf der Ostseite der flache Exuma Sound. Wir fahren durch das (doch recht weite und einfache Inlet) zwischen den Riffen durch zum Ankerplatz, bei Tageslicht gar kein Problem. Georgetown auf Great Exuma ist der Haupttreffpunkt der Segler und Motorbootfahrer in dieser Gegend. Über 100 Boote liegen hier vor Anker und an Bojen. Die meisten davon aus den USA. Hier verbringen viele Amerikaner den Winter, bevor sie für die Hurricane-Saison wieder zurück in ihre Heimat fahren. Zu dieser Zeit ist die Hauptsaison hier vorbei. Dafür aber steht das Spektakel des Jahres an, Die National Family Island Regatta. Mit den sehr speziellen Segelbooten werden in den nächsten Tagen hier die großen Siegerinnen und Sieger gekürt, die Leetonne des Kurses oft nur 100m von unserer Firefly entfernt. Spektakulär schmeißen sich die Segler um den Kurs. Die Boote haben keinen Kiel, dafür je nach Klasse eine oder zwei Planken, die auf der Luv-Seite ausgefahren werden, auf denen dann jeweils ein oder zwei Personen ausreiten. Die Boote sind sehr flach und nehmen gern mal Wasser. Werden sie umgeschmissen, oder laufen sie voll, dann saufen sie einfach ab. Nicht selten sieht man nur noch die Spitze des Mastes aus dem Wasser ragen. Im Gegensatz zum Achensee ist es hier aber einfach möglich die Boote wieder zu heben. Hat ja maximal 4-5m hier.
Wir verproviantieren in Georgetown, spielen Volleyball beim Chat’n’Chill und sehen den Delfinen mit ihren Jungtieren zu, wie sie zwischen den Booten durchschwimmen. Dann geht es nach etwa einer Woche doch wieder weiter.
Wir timen unsere Abfahrt so, dass wir genau beim Kippen der Tide durch den Adderly Cut einfahren. Die Strömungen können bei diesen schmalen Durchfahrten speziell bei ablaufendem Wasser zu gefährlichen brechenden Wellen führen, weshalb man hier Ein- und Ausfahrtszeiten nach der Tide richten muss. Flach wirds dann aber schon. An Steuerbord und Backbord leuchtet das Wasser in hellen türkisblauen Farben. Je heller, desto flach. Wir navigieren uns zwischen den Inselchen durch auf die Westseite von Normans Cay, wo wir auf ca. zweieinhalb bis drei Metern ankern. Die Strömung dreht unser Boot alle ca. 6 Stunden um 180 Grad herum. Wir gewöhnen uns nur sehr langsam daran, manchmal nur 30 cm Wasser unter dem Kiel zu haben, aber die Farben des Wassers und die Einsamkeit hier machen diese anfängliche Nervosität wieder wett. Hier bleiben wir drei Tage. Sehen in dieser Zeit nur zwei andere Boote, spazieren den Strand entlang und bewundern die rosafarbenen Iguanas und genießen die Spektakel der Natur. Der Sternenhimmel ist fast so imposant wie auf dem offenen Meer bei der Überfahrt. Eines Nachts bewundern wir das Spektakel einer großen Gruppe Meerwalnüsse, biolumineszierende Rippenquallen, die rund um unser Boot grünblau aufleuchten. Hunderte dieser ungefährlichen Tierchen treiben in der Strömung an uns vorbei.
Der nächste Ankerplatz ergibt sich wie ganz von selbst, ca. 5 Stunden entfernt, damit wir ca. bei kippender Tide durch den Adderly Cut ausfahren und durch den Dotham Cut wieder in den Sound kommen. Ausserdem wird uns das Gas knapp und wir haben erfahren, dass unsere Campingaz-Flaschen im Blackpoint Settlement eventuell gefüllt werden können. Wir segeln bei südöstlichen Winden gut dahin und können unseren Zeitplan gut einhalten. Bei etwas über 2m Wassertiefe ankern wir vor dem Blackpoint Settlement und können dem Anker vom Bug aus zuschauen, wie er sich im Sand eingrabt. Wir genießen einen oder zwei Sundowner und das Nationalgericht, die Queen Conch in verschiedenen Variationen (fritiert und als Salat). Die Menschen sind super hilfreich und freundlich, aber leider hat der Gasflaschenfüller im Moment keinen Adapter, um unsere Flaschen zu befüllen. Hier gibt es wie bereits auch schon in Georgetown öffentlich zugängliche Wasserentnahmestellen, an denen wir mit Kanistern per Dinghy unsere Wasservorräte aufstocken.
Auch wenn von hier ein Weg knapp tief genug für unsere 1.8m Tiefgang durch den Sound zum nächsten Ankerplatz führen würde, ziehen wir es vor wieder ins tiefe Wasser auf der Ostseite der Cays zu fahren, um dann weiter nach Norden zu segeln. Den nächsten Stopp müssen wir machen, weil die schwimmenden Schweine zu besuchen hier ja ein Muss zu sein scheint. Farmers Cay, die wahre Schweinebucht, ein Touristenmagnet in den Exumas. Wir haken die Schweine ab und fahren aber gleich mit dem Dinghy ein bisschen weiter, wo wir einen kleinen feinen Strand finden, den sich die Segler hier hergerichtet haben. Hängematte, Feuerstelle und bunte Andenken, welche die vielen Cruiser hier hinterlassen haben, zieren die Bäume. Auch hier kommt dann ein neugieriges Schweinchen aus dem Gebüsch, beschnuppert fröhlich den Hund eines Seglerpärchens, welcher erschrocken den Schwanz einzieht. Eins zu null für die Schweine.
Diese sehr beliebte und belebte Ankerbucht verlassen wir, um dann um mit unserem letzten Stop in den Exumas unser absolutes Highlight zu finden. Warderick Wells. In einem von Ost und West durch Inselchen abgedeckten Bereich findet sich ein Bojenfeld der Exuma Parks (ein Naturschutzgebiet im Norden der Exumas). Hufeisenförmig zieht sich ein Kanal mit tieferem Wasser rund um eine Sandbank, die bei Ebbe trockenfallt und bei Hochwasser mit ca. 20 cm Wasser bedeckt ist. Im “Tiefwasserbereich” (in etwa zwei bis drei Meter) sind Bojen ausgelegt. Man kann hier vom Strand, oder der Sandbank gefühlt bis zum Boot laufen um sich dann die wenigen verbliebenen Meter zum Boot treiben zu lassen. Die Tierwelt ist beeindruckend - Zitronenhaie, Ammenhaie und Vögel aller Art. Wir kommen aus dem Bewundern und Staunen nicht mehr heraus. Eines Nachmittags schwimmt ein Ammenhai an unser Heck und schwimmt auf der Stelle in der Strömung hinter unserer Badeplattform. Wir können nicht anders und streicheln dem Hai über den Rücken, was diesen nicht zu stören scheint. Wildtiereanfassen ist etwas, das wir sonst nicht machen, aber die Möglichekeit einen wilden Hai zu streicheln, lässt uns diese Regel über Bord werfen. Alle Kinder an Bord sind nachhaltig beeindruckt von diesem Erlebnis.
Da sind wir uns einig. Die Exumas waren das beste, was wir mit der Firefly je erlebt haben. Besser geht nimmer.