Am Ziel vorbei ...

... ins Paradies

Posted by andy on Friday, July 19, 2024

6. bis 21. April

Drei Tage wird es ungefähr dauern, bis wir Turks & Caicos erreichen werden. Der Wind ist erst schwach und nimmt dann noch ab, dafür ersparen wir uns eine unangenehm hohe Welle direkt von der Seite, welche in den nächsten Tagen in der Gegend vorhergesagt ist. Erst segeln wir, dann motorsegeln wir, dann packen wir die Segel weg. Am zweiten Tag fahren wir etwas Slalom zwischen den Regenfeldern, aber am dritten Tag kommt endlich der Wind wieder auf. Seit wir in der Karibik angekommen sind, haben wir keine längere Passage mehr gesegelt, aber wir grooven uns recht schnell wieder ein und gewöhnen uns an den Wachrythmus. Die Prognosen für die nächsten Tage dann sind dann schöne raume Winde um die 20kt. Spontan entscheiden wir daher Turks & Caicos, das wir eigentlich nur als Zwischenstopp eingeplant haben, auszulassen und gleich auf die Bahamas weiterzusegeln. Aus drei werden so fünf Tage auf See. Kräftige Winde und eine recht gute Welle aus Nordost, die gelegentlich dem Cockpit eine Salzwasserdusche verpasst, schieben und schaukeln uns unserem Ziel entgegen.

Und dann sind wir da. Great Inagua!

Wir ankern vor Matthewtown, um einzuklarieren und sind gleich vollkommen geflasht vom türkisen Wasser. Ein Delfin begleitet ein Jungtier im 5m tiefen Wasser an unserem Boot vorbei und wir fühlen uns gleich richtig wohl. Mit dem Dinghy gehts in den kleinen staubigen Hafen, in dem ein bunter haitianischer Segelfrachter liegt, dessen Mast und Baum aus leicht krummen Baumstämmen besteht. Weiters beherbergt der Hafen zwei gesunkene Segelyachten und ein bahamianisches Militärschiff. Wir treten den Fußweg Richtung Zoll und Immigration Office an und werden nach kurzer Strecke gleich von einem freundlichen Local mit dem Auto mitgenommen. Papiere werden ausgefüllt, Gebühren bezahlt und schon sind wir im Besitz einer Cruising Lizenz, die auch gleich eine Fischerlizenz beinhaltet. Die Nacht vor Anker ist etwas schaukelig, weshalb wir am nächsten Tag in die Man-o-War Bay weiterziehen, eine weite Bucht an deren Südostende die zweitgrößte Saline Nordamerikas liegt. Die beherbergt auch gleich eine der größten Flamingopopulationen überhaupt. 80.000 Flamingos sollen es sein. Wir aber staunen vor allem über das schönste und größte Riff auf unserer bisherigen Reise, und vor allem das unvorstellbar klare Wasser, das wir hier finden. In dieser weiten Bucht liegen ausser uns immer nur maximal zwei andere Boote.

Auch wenn wir hier noch länger bleiben könnten, wollen wir doch weiterziehen. Vor uns liegen noch hunderte kleine Cays, die wir bestaunen können. Die nächste Inseln sind Acklins und Crooked Island. Eine etwas rauhe Nachtfahrt später segeln wir an einem nicht mehr in Betrieb befindlichen sehr großen Leuchtturm vorbei und ankern wieder einsam in einer weiten, weiten Bucht. Der Strand ist übersät mit Queen Conch Muscheln und weiteren Schätzen, der Sonnenuntergang prächtig und der Sundowner schmeckt hervorragend. Außer, dass das Meer hier sehr flach ist, wissen wir ja nicht so recht, was uns auf den Bahamas erwarten wird. Aber die ersten Eindrücke sind schon der Wahnsinn. Weiter gehts nach Crooked Island. Wir ankern noch übervorsichtig weit draußen auf 4 Metern über Sand. Aber man kann hier die Sand Dollars (flache runde Seeigelskelette) vom Boot aus am Meeresgrund liegen sehen. Wenn man runtertaucht und am Sandboden steht, wähnt man sich in einer Wüste von Sand, so weit kann man sehen. Auch wenn wir schon durchaus klares und türkises Wasser gesehen haben auf unserer Reise, DAS hier ist eine ganze Größenordnung klarer und blauer. Wir kriegen uns kaum mehr ein vor lauter Superlativen. Wir machen einen Landausflug, um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Wir haben Glück, denn das wöchentliche Mailboat war gerade hier und die zwei Geschäfte haben volle Regale und frisches Obst und Gemüse. Auf der Suche nach weiteren “Grundnahrungsmitteln” hilft uns ein freundlicher Bewohner von Landrail Point Settlement, der uns in seinem Auto quer durch den (nicht sehr großen) Ort chauffiert. Manche Sachen sind hier nicht allzuleicht zu beschaffen, hier sind nämlich quasi alle Bewohner Siebtenten-Tag-Adventisten.

Wir treffen hier auch auf die Crew der Segelyacht Pinta. Eine niederländische Familie, die ihre Van de Stadt “Pinta”, damals noch ohne Kinder von Europa ums Kap Horn, dann nach Norden auf der Westseite bis rauf nach Kanada gesegelt sind. Beeindruckend. Da ist unser Segelabenteuer ein Lärcherlschaß dagegen. Aber immerhin einer, der ohne dicke Jacken und hauptsächlich barfuß machbar ist. Jetzt segeln sie mit ihren Kindern durch den Panamakanal kommend wieder zurück nach Europa.

Nächster Halt: Die Exumas für uns, die SY Pinta wartet auf ein günstiges Wetterfenster nach Bermuda. Fair Winds!