Britische Jungferninseln

Das Kroatien der Karibik

Posted by andy on Friday, May 17, 2024

15. bis 23. März

Am späten Nachmittag starten wir über die Anegada-Passage in Richtung BVIs. Wir hängen gleich die Angel raus und segeln über das die ca. 20m Tiefe Bank zwischen St. Martin und Anguilla. Wir überlegen kurz, ob Thunfische überhaupt in so flachem Wasser zu finden sind. Just, als die Anglerin verneinend meint: “20 Meter? Da lacht der Thunfisch!”, sirrt die Angel. An diesem Abend essen wir bestes Sashimi. Ein Großaugenthunfisch hat angebissen. Wir segeln äußerst zufrieden durch die Nacht.

Als wir frühmorgens im Virgin Sound einlaufen, lassen wir den Anker zwischen Eustatia, Neckar Island und Prickly Pear Island fallen, um uns ein bisschen auszuruhen, bevor wir in Spanish Town zum einklarieren gehen. Hier liegen wir mit wenigen anderen Booten geschützt von einem Riff zwischen privaten Inseln. Eine davon gehört Richard Branson, eine andere angeblich Larry Page. Trotzdem ist es ein traumhafter Ankerplatz, zu dem wir später wieder zurückkommen wollen, um zumindest noch das Riff abzuschnorcheln. Wir klarieren in Spanish Town auf Virgin Gorda ein und können uns von dort aus am nächsten Tag gleich eines der Highlights der BVIs anschauen. Die Baths, eine spektakuläre Ansammlung von riesigen Felsbrocken und ausgespültem Gestein am Ufer, welche Höhlen, Gänge und Pools zum Erforschen bieten. Bevor wir lossegeln, treffen wir zu unserer Freude auch kurz noch Christoph auf der Woodpecker wieder, der hier gerade mit einem Freund das Revier und die Strandbars ausgiebig erforscht.

An einer der freien Muringbojen machen wir fest und schwimmen zum Strand, von wo aus wir den Pfad durch diese Wunderwelt genießen können. Wir haben mit dem Timing riesen Glück, denn es ist wohl gerade Charterwechsel angesagt und dadurch diese Sehenswürdigkeit nicht komplett von Menschen überflutet. Man muss nämlich wissen, dass die BVIs nach Kroatien das Revier mit der höchsten Charterdichte ist. Und das nicht ohne Grund. Wie in Kroatien gibt es hier auf engem Raum unzählige Buchten (die meisten mit Muringbojen), die Schutz gegen Winde aus allen möglichen Richtungen bieten. Marinas gibt es noch einige dazu und die Atlantikwelle wird durch die Riffe und Inselchen dieses Archipels draußen gehalten. Hier segelt es sich komplett anders, als in dem Teil der Karibik, den wir bisher gesehen haben.

Nach den Baths seglen wir also wieder rauf in die Ankerbucht bei Eustatia. Wir schnorcheln im Riff und besuchen den legendären Saba Rock um die Ecke, einer inzwischen sehr großen Bar auf einem kleinen Felsen, die einst von einem illustren Lebemann und Wracksucher aufgebaut wurde. Auf unserer Dinghyfahrt dorthin müssen wir leider beobachten, wie eine Ketch auf das Aussenriff aufläuft und bereits in ziemlicher Schräglage liegt. Im Gegensatz zu Kroatien ist hier nicht jeder Stein mit seinem eigenen Gefahrenzeichen ausgestattet und gewisse Bereiche somit nicht völlig gefahrlos zu navigieren. Bald eilen zum Glück ein paar größere Motorboote zu Hilfe, es dauert aber bis zum Abend bis das Boot vom Riff gezogen ist. Am Funk verfolgen wir gebannt die Rettungsaktion und sind froh, dass die Familie unverletzt ist. Ihr Boot nimmt zwar Wasser, kann aber mit Pumpen über Wasser gehalten werden und wird am nächsten Tag in einer Marina zur Reparatur an Land gehoben werden. Pfuh. Jetzt schmeckt der Rumpunch wieder besser.

Wir hüpfen dann von Inselchen zu Inselchen und finden ein paar schöne kleine Riffs zum Schnorcheln. Vor Salt Island ankern wir dann noch einmal mit dem Specht und der Big EmOceans gemeinsam (die Welt ist klein), erklimmen den höchsten Hügel der Insel, machen ein Lagerfeuer am Strand und pflücken Kokosnüsse von den Palmen. Kurz kommt noch etwas Aufregung in die Bucht. Am Funk hören wir, dass ein Motorboot ein Chartersegelboot ohne Besatzung treibend gefunden hat. Etwa eine halbe Meile von unserem Ankerplatz entfernt. Wir hupfen ins Dinghy und helfen der Motorbootbesatzung den Segler in der Bucht zu Ankern. Die Badeleiter ist unten, kein Beiboot hängt dran. Glücklicherweise stellt sich heraus, dass wohl die Crew das Boot nicht ausreichend an einer Boje befestigt hat und mit dem Dinghy an Land gefahren ist. Eine Weile später begleitet ein Polizeiboot deren Beiboot mit Besatzung von der nahen Cooper Island herüber. Ein Mann der Charterfirma ist auch schon da, welcher der Besatzung erstmal einen Klampenschlag beibringt. Tja.

Hier auf der Salzinsel nehmen wir dann zum letzten Mal Abschied von Christoph, der von hier ab die kleinen Antillen wieder nach Süden runtersegelt, um dann irgendwo sein Sommerlager für die Hurricane Saison aufzuschlagen. Fair Winds, Christoph!

Weiter gehts von Bucht zu Bucht. Salt Island, Norman Island und Joost van Dyke, wo in der Soggy Dollar Bar der Painkiller erfunden wurde. Hier treffen wir auf Michi und Andreas von der Crossover, die wir in Spanien kennengelernt und auf den Kapverden wiedergetroffen haben (die Welt ist wirklich klein). Von Joost van Dyke wollen wir dann auf die Nachbarinsel St. John übersetzen, die bereits zu den US Virgin Islands gehört.

Bye Bye BVI! Fast wären wir vorbeigesegelt, um Meilen zu machen. Wir hätten hier richtig viel verpasst. Für Segler mit genug Kleingeld ist das auch ein perfektes, einsteigerfreundliches Charterrevier.