St. Martin/Sint Marteen

Das schwarze Loch der Beiboote

Posted by andy on Friday, April 26, 2024

5. bis 14. März

Wir segeln in Richtung der zweigeteilten französisch/niederländischen Insel St. Martin bzw. Sint Marteen. Weltberühmt für die Flughafenlandebahn, die direkt am Strand endet und den aktuell einzigen Nationalmannschaftsspieler in den Reihen des FC Wacker Innsbruck: Romuald Lacazette.

Auf halbem Weg dorthin sirrt endlich wieder mal die Angel. Gespannt schauen wir auf die Farbe des Fisches, den wir langsam heranziehen. Silber! Die Menge bricht in Jubel aus, Fanfaren ertönen, Männer weinen, wildfremde Menschen liegen sich in den Armen …. Freudentaumel pur! Der Fisch sieht mal in etwa aus wie ein Thunfisch. Eine kurze Recherche später identifizieren wir in als Euthynnus, auch Little Tunny genannt. Also fast ein Thunfisch. In europäischen Regalen findet man ihn zumindest oft genug als Thunfisch in der Dose. Gilt.

Im Westen geht es einmal um das Kap der Insel rum auf die französische Seite. In der Marigot Bucht werfen wir den Anker. Hier im westlichen Teil der Insel liegt eine große Lagune, die sowohl von Süden, als auch von Norden angefahren werden kann. Dafür müssen jeweils Hebebrücken passiert werden, die in regelmäßigen Abständen öffnen. Wir haben am nächsten Tag einen Krantermin in einer Werft, die hier auf der französischen Seite direkt in der Einfahrt in die Lagune liegt. Unser Unterwasserschiff braucht einen neuen Anstrich und der Saildrive Wartung. Der Skipper darf auch wieder mal die schönste aller Arbeiten auf einem Segelboot erledigen: Klempnerei im Schwarzwassersystem. Dafür müssen wir aber erst unter der Sandy Cay Bridge durch, die sich zwei mal täglich öffnet. Am nächsten Morgen um 8 Uhr sind wir tatsächlich pünktlich und die Brücke hebt sich. Erst kommen die ausfahrenden Schiffe, dann die Einfahrenden. Wir legen am Werftsteg an und schon bald steht die Firefly an Land. Eines der ersten Dinge, auf die wir hingewiesen werden, ist, dass wir unser Beiboot und den Außenborder unbedingt absperren und festketten sollen. Diese Dinge kommen auf dieser Insel ganz gern abhanden. Bisher hatten wir um unser kleines Dinghy und den alten 3PS Zweitakter Außenborder nirgendwo wirklich Sorgen. Hier versperren sogar wir unser Beiboot. Und das ist auch gut so. In den Segler-WhatsApp-Gruppen häufen sich die Meldungen über gestohlene Dinghys, Aussenborder und Benzintanks. Einem befreundeten Skipper wird hier gar das Mietauto geklaut, gleich am ersten Ausleihtag.

St. Martin ist aber auch ein Paradies der Verproviantierung und für Reparaturarbeiten, deshalb findet man hier eine riesige Community an Cruisern, die meist längere Zeit hier verbringen. Wir finden hier auch einen etwas speziellen O-Ring, den wir für die Wartung unserer Ankerwinch brauchen. Kindercrews treffen sich täglich beim Sportplatz und jeden Freitag gibt es beim Buccaneers Club auf der niederländischen Seite gratis Popcorn, Zuckerwatte und Gesichtsbemalung für die Kinder und Happy Hour Bier für die Großen. Wir freuen uns einige Gesichter wiederzusehen, die wir auf dem Weg hierher schon kennengelernt haben und treffen auch etliche neue. Wir mieten ein Auto, um in den großen Supermärkten einzukaufen und eine Runde über die Insel zu drehen. Wir befahren dabei mit dem kleinsten Auto der Insel auch den größten Berg der Insel. Abenteuerliche Straße, muss man sagen. Wir sehen im Oyster Pond eine Marina in Trümmern liegen, die wie große Teile der Insel vor Jahren von einem Hurrican komplett zerstört wurde. Die deutlich weniger bebaute Ostseite der Insel ist wild und idyllisch. Von den Aussichtsplattformen in der Orient Bay kann man mit viel Glück auch mal Wale beobachten. Wir sehen immerhin einen Haufen Pelikane. Auch cool.

Als Firefly endlich ins Wasser kommt, sind wir mehr als bereit, wieder einsamere Buchten zu suchen. Während wir auf der Lagunenseite der Hebebrücke warten, bis sie sich öffnet, drehen wir unsere Kreise und fahren etwas weiter in die betonnte Laguneneinfahrt. Als das Echolot plötzlich -0.2m anzeigt machen wir schnell kehrt. Verschlammt wohl etwas hier. Die Brücke öffnet sich … Freiheit! Wir ankern im Nordosten der Marigot Bucht, klarieren bald aus und segeln weiter. Die Jungferninseln warten!