Am 11. September ist Schulbeginn, von jetzt an muss Co-Skipperin Kira unter der Woche jeden Tag in die Bordschule gehen. Das macht allen zumindest bisher recht viel Spaß. Gleichzeitig kommt irgendwie ein bisschen spezielles Urlaubsfeeling auf. Urlaub vom Segeln nämlich. Wir wollen die Insel auch von Land her erkunden und leihen uns ein Auto aus, um die Insel zu runden, machen eine Wanderung zum Leuchtturm am Cap de Favaritx, rutschen alle Wasserrutschen im Splash, einem Seewasserschwimmbad, besichtigen das älteste noch stehende Bauwerk Europas, essen ein günstiges Menú del Día am höchsten Punkt der Insel (Monte Toro, 358m). Das gleich zwei Mal. Wir reiten ein Stück den Camino des Cavalls entlang und zur Freude von Groß und Klein werden Vorarlberger Käsknöpfle zubereitet. Den Weg zur Stadt rauf machen wir nicht nur um der Aussicht und des Einkaufens willen, auch etliche Pokemon wollen gefangen und im Pokedex registriert werden. Es gefällt uns so gut, dass wir ein paar Tage verlängern wollen. Dummerweise finden sie im System der Marina unsere Firefly nicht. An unserem Liegeplatz liegt aber komischerweise ein Boot namens Seebrief.
Nach einer Woche segeln wir dann doch einen Sprung weiter in die tiefe Bucht von Fornells, die wir bereits vom Berg aus gesehen haben, um dort zu ankern. Man fühlt sich dort fast wie auf einem See, vollkommen umschlossen vom Land. Der Schwell vom Meer aus findet durch die enge Einfahrt hier nicht herein. Aber auch in dieser supersicheren Bucht ist man nicht gefeit vor dem Wind von starken Gewitterfronten, wie wir am zweiten Morgen erfahren dürfen. Mit über 50 Knoten Wind fegt eine Front ganz früh am Morgen durch die Bucht und verbreitet ganz ordentlich Chaos. Wir drehen uns um 180 Grad und unser Anker slippt kurz, bevor er wieder Halt findet. Wir stecken noch den Rest unserer Kette nach, während wir einen Katamaran von unserem Boot abhalten, der mit seinem Anker eine Furche durch die Bucht zieht. Mit vereinten Kräften schaffen wir es, dass hier nichts passiert. Nach nicht allzulanger Zeit ist der Spuk vorbei und es sieht so aus, als wäre alles relativ glimpflich ausgegangen. Auf einem Boot hängt ein Vorsegel in Fetzen und ein paar Boote liegen etwas weiter nördlich als zuvor.
Unser nächster Halt ist Ciutadella, das Städtchen im Westen der Insel. Eine Regenfront wassert uns ein und die Welle aus Norden schaukelt uns ordentlich durch. Wind … Fehlanzeige. War wohl keiner mehr übrig. Mit unserer Bootslänge dürfen wir gerade noch im städtischen Hafen anlegen und finden tatsächlich ohne Reservierung einen Platz. Das geht auch nur in der Nebensaison. Wir müssen bis Montag warten, um einen Mechaniker ein kleines Problemchen am Motor anschauen zu lassen. Die Bürokratie der balearischen Hafenverwaltung erlaubt es uns aber nicht unseren Liegeplatz mehrere Tage am Stück zu buchen, wir müssen täglich um frühestens 10:00 vormittags (auf keinen Fall früher!) beantragen, noch eine Nacht bleiben zu dürfen. Das ganze Spiel funktioniert aber ohnehin nur bis zu einem Maximum von 5 Nächten. Erstaunlich wichtig scheint ihnen hier auch der zweite Vorname des Skippers zu sein, ohne dessen korrekte Nennung gar nichts geht, und Durchschlagspapier ist hier noch regulär im Einsatz.