Wir akklimatisieren uns gleich mal ein paar Tage in Vieste. Auf dieser Seite der Adria fühlen wir uns auch gleich wohl. Vorbei ist es jetzt zwar mit den Inselchen und Buchten, die einen wie Sirenen verlocken, alle paar Meilen einen Badestopp einzulegen. Hier bewegt man sich eher von Hafen zu Hafen und genießt den italienischen Flair der Städtchen und Städte und natürlich das Essen und den Wein.
Unser Liegeplatz im Hafen von Vieste ist längsseits an der Mole, an der sich etliche Restaurants befinden. Direkt neben uns befindet sich ein Nachtklub, der glücklicherweise nicht jeden Tag geöffnet hat. So fühlt es sich also an, wenn man sein Boot in einer italienischen Disko parkt.
Letztendlich wollen wir hier doch nicht anwachsen und setzen uns wieder in Bewegung. Wir hissen endlich wieder einmal die größte Wacker-Innsbruck-Fahne der Adria, welche man auch als Spinnaker verwenden kann und segeln einen Hafen weiter in die Stadt mit dem klingenden namen Manfredonia. Wenig überraschend wurde sie von einem Typen namens Manfred gegründet. Der war wohl auch mal König von Sizilien. Genug des Geschichtsbanausentums … der ziemlich große Yachthafen lockt unter anderem mit einem Swimming Pool, welcher dann doch nur auf den Hafenplänen existiert, die schachbrettartig angelegte Altstadt ist auf ihre eigene Art charmant und die Burg ist zumindest von aussen richtig ansehnlich. Unser Highlight ist aber der Shipchandler, der den Charme des Ortner & Stanger an der Innsbrucker Altstadt versprüht und uns tatsächlich die von uns lang gesuchten Fendersocken Größe A2 auf den Tresen zaubert. Chapeau!
Manfredonia hält uns dennoch nicht lange und wir segeln weiter die Küste Apuliens hinunter. Trani wurde uns von mehreren Freunden ans Herz gelegt und wir versuchen uns im kleinen Hafen mitten in der Altstadt ein Plätzchen zu ergattern. Der Hafen ist geteilt in einen Teil der Lega Navale, so etwas wie ein italienweiter Segelverein, bei welchem meist nur Mitglieder anlegen dürfen, und in die Darsena Communale, den öffentlichen Teil. Hier wird berichtet, dass man weder reservieren kann noch die Betreiber überhaupt via UKW-Funk oder Telefon erreichen kann. Die gängige Methode sei es einem Luigi eine WhatsApp Nachricht zu schicken, damit der das alles für einen regelt. Der nehme dann 20 Euro für diesen Service. Nun gut, wir habe auch schon einmal auf Elba an einem öffentlichen Steg einem Betrunkenen 20 Euro für den Liegeplatz bezahlt, der hat uns im Gegenzug eine Pasarella und Wasser besorgt. Andere Häfen, andere Sitten. Wir probieren das gleich aus. Bis Luigi sich aber meldet und von uns Fotos von Bootspapieren und Personalausweisen haben will sind wir auch schon in den Hafen eingelaufen. Die laut allen Karten 4 bis 5 Meter Wassertiefe sind im Vorhafen schon gleich mal nur maximal 2,5m, so leicht lassen wir uns aber nicht abschütteln. Nach wenigen ignorierten Funksprüchen und ein paar Kreisen im Hafenbecken wird uns dann doch noch ein Liegeplatz zugewiesen. Damit hatten wir ehrlich nicht gerechnet, einen Liegeplatz im Hafen von Trani am Wochenende vor Ferragosto. Wir können hier dann auch gleich zwei Nächte bleiben, bevor der eigentliche Eigner des uns zugewiesenen Liegeplatzes zurückkehrt.
Trani ist tatsächlich ein Erlebnis, welches wir unbedingt weiterempfehlen.
Wir machen Zwischenstopp in Bari und legen bei den Cantiere Ranieri an. Eigentlich ist das hauptsächlich eine Werft mit Tankstelle. Ein Steg wird als Marina benutzt. Wir machen nur einen kurzen Spaziergang aus dem Werftgelände raus und legen uns früh schlafen. Denn am nächsten Morgen starten wir mit Sonnenaufgang mit Zielhafen Brindisi los.
Bei feinem nördlichen Wind mit 4 Bft. zieht uns unser Spinnaker den Großteil der 66 Meilen Richtung Brindisi. Der Hafen dort ist spektakulär. Ein ewig langer Wellenbrecher, Industriehafen, Kohleentladekräne im externen Hafen dann ein Kastell an der Einfahrt zum mittleren Hafen und durch eine Durchfahrt geht es dann zum eigentlichen Stadthafen. Die Reiseleitung hat uns direkt am Kai einen Liegeplatz organisiert. Die kleine und auch die große Crew erfreut sich dann nach dem obligatorischen Gelato noch an einer Rundfahrt im blinkenden Riesenrad, welches dort aufgebaut wurde.
Als wir den Hafen von Brindisi verlassen wollen bedeutet uns ein kleines Pilotenboot wir mögen doch bitte zur Seite fahren und warten. Wir sehen dann auch gleich warum. Die Palinuro, ein Schulschiff der italienischen Marine lauft ein.
Auch an diesem Tag ist der Wind eher leicht und aus nordöstlicher Richtung. Wir segeln einen großen Teil der Strecke wieder mit dem Spi. Nach guten 30 Meilen legen wir für die Nacht in dem kleinen Hafen der Urlaubsstadt San Foca di Melendugno an. Wir machen hier ein bisschen Strandurlaub und besichtigen die vermutlich kleinsten Duschkabinen Italiens. Mit ein paar kleinen Peronis bereiten wir uns darauf vor, dass am nächsten Tag etwas mehr Wind aufkommen soll.
Und so war es dann auch. Bei 6 bis 7 Bft. werden wir nur von der Genua Richtung Santa Maria de Leuca gezogen. Die hohe Welle schiebt dabei noch kräftig an. Dort angekommen sehen wir schon etliche Boote vor der auch schon vollen Marina ankern. Wir denken nur kurz nach, bevor wir etwas weiter segeln und dann den Anker dort bei San Gregorio in den Sand fallen lassen. Etwas schaukelig ist es schon, wir bleiben dann auch wenig überraschend die einzigen in der Nacht, nachdem die letzten Partyboote nach Hause gefahren sind.
Unser nächstes Ziel: Gallipoli